Als "Underdog" muss man sich beweisen
12.12.2024, 16:00
Deutschland ist Fussballverrückt, doch es gibt eine Ausnahme: Straubing ist eine bekennende Eishockeystadt. Ihre Tigers und deren Fans freuen sich ganz besonders auf ihre erste Spengler Cup-Teilnahme.
„In Straubing ist Eishockey mehr als ein Spiel – es ist eine Leidenschaft und ein Lebensgefühl, das Generationen verbindet. Wir feiern gemeinsam Siege und meistern Niederlagen als eine Einheit“, sagt Gaby Sennebogen. Sie ist Geschäftsführerin und gleichzeitig Hauptsponsorin der Straubing Tigers. Eishockey sei und bleibe in Straubing, einer Stadt mit 50’000 Einwohnern, eine Herzensangelegenheit und ein unverzichtbarer Teil der Stadt. „Seit über 80 Jahren ist dieser Sport tief in unserer Gemeinschaft verwurzelt und bringt Menschen zusammen – Fans, Nachwuchsspieler, ehrenamtliche Helfer, Spieler, Spielerfamilien, Mitarbeiter, Partner und Gesellschafter. Gemeinsam sind wir eine grosse Familie, die sich durch Solidarität, Unterstützung und Vertrauen auszeichnet“, so Sennebogen weiter.
Die Straubing Tigers stiegen 2006 völlig überraschend in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) auf. Seit 2019/20 klassierten sie sich in jeder Saison am Ende der Regular Season unter den ersten Vier. Dennoch gelten sie nach wie vor als „Underdog“. Das wissen auch ihre vielen Fans. „Als ‚Underdog‘ muss man sich beweisen“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Pirmin Ostermeier. „Das tun unsere Fans. Unser Heimstadion, der Pulverturm, lebt von diesem Wahnsinn. Sie bringen Energie rein und sorgen für Emotionen. Wir wollen die anderen in der DEL ärgern mit Leidenschaft und Herzblut.“
Was das konkret heisst, demonstrierten Team und Fans etwa am 15. November. Da setzten sich die Straubing Tigers im nigelnagelneuen SAP Garden in München gegen den haushohen Favoriten EHC Red Bull München sensationell mit 5:2 durch. Zu Tausenden hatten die Tigers-Fans den 140 Kilometer langen Weg von Zuhause nahe an der tschechischen Grenze in die bayrische Metropole auf sich genommen und im Stadion für eine atemberaubende Atmosphäre gesorgt. Die Gesänge und Anfeuerungsrufe der Straubinger Fans übertönten oft die Heimfans und trugen die Mannschaft förmlich zum Sieg. Die Kombination aus leidenschaftlichem Einsatz auf dem Eis und der grandiosen Unterstützung von den Rängen machte diesen Abend zu einem Highlight für alle Beteiligen.
Jetzt freut sich nicht nur das Team der Straubing Tigers, sondern auch ihre Fans auf die Spengler Cup-Premiere. Zu Hunderten werden die Anhänger ihre Lieblinge nach Davos begleiten und im Eispalast akustisch unterstützen. Unterkünfte haben viele im Prättigau und bis hinunter nach Landquart gefunden. Mit grosser Freude haben sie festgestellt, dass im Eintrittsticket die Zugfahrt mit der RhB inbegriffen ist.
Was der Spengler Cup für die Mannschaft bedeutet, drückt ihr schwedischer Verteidiger Philip Samuelsson aus: „Es wird toll werden, Straubing auf einer so grossen Bühne zu repräsentieren. Das Turnier ist ja nicht nur in der Schweiz, sondern über Europa hinaus bekannt. Das wird bestimmt ein Riesenspass.“ In Davos wird allerdings kaum Zeit bleiben für Samuelsson grosses Hobby. Der 33-Jährige ist nämlich ein leidenschaftlicher Skifahrer.
Text: Spengler Cup-Onlineredaktion Foto: Straubing Tigers