Mit den Straubing Tigers wird in diesem Dezember zum ersten Mal seit 2018 wieder eine Mannschaft aus der höchsten deutschen Eishockeyliga am Davoser Traditionsturnier auflaufen. Die Niederbayern könnten mit einem Sieg der erste deutsche Spengler Cup-Champion in diesem Jahrhundert werden. Der letzte Erfolg einer deutschen Mannschaft datiert nämlich von 1999.

Eigentlich ist jeder Spengler Cup-Final speziell, jeder schrieb einzigartige Geschichten. Derjenige von 1999 blieb als besonders umstritten und gehässig in Erinnerung. 147 Strafminuten wurden von den Schiedsrichtern im Spiel zwischen den Kölner Haien und dem damals russischen Meister Metallurg Magnitogorsk ausgesprochen. Die Stimmung war nicht nur auf dem Eis aufgeheizt. Unrühmlicher Höhepunkt war ein Flaschenwurf nach der Schlusssirene, der den Kölner Andreas Lupzig auf der Ehrenrunde am Kopf traf. 
Grund für die aufgeladene Stimmung war unter anderem eine strittige Szene im Gruppenspiel am 28. Dezember, bei der der Haie-Topscorer Corey Millen nach einem Stockschlag eines Russen mit einem gebrochenen Handgelenk vom Eis musste und den Kölnern anschliessend wochenlang nicht mehr zur Verfügung stand. Die Deutschen sinnten aber nicht nur deshalb auf Revanche, auch die knappe Niederlage nach Penaltyschiessen im besagten Spiel und die Tatsache, dass Köln bereits zum vierten Mal am Turnier teilnahm und noch nie gewinnen konnte, motivierte die Mannschaft zusätzlich.
Dazu stand mit Lance Nethery ein Mann an der Bande, der auf eine erfolgreiche Historie als Spieler und Trainer in Davos zurückschaute und deshalb die Eigenheiten des Turniers sehr genau kannte. Der Kanadier hatte fünf Saisons beim HCD gespielt und dabei als Topscorer massgeblichen Einfluss an den beiden Meistertiteln 1984 und 85. Danach führte er in seiner ersten Saison als Coach die Bündner 1991 von der Erstliga zurück in die Nationalliga B. 1994 bis 1999 trainierte er den DEL-Club Adler Mannheim, mit dem er von 1997 bis 1999, also dreimal in Folge, Deutscher Meister wurde.

Den Kölnern gegenüber stand eine Mannschaft, die nicht nur als amtierender russischer Meister nach Davos reiste, sondern mit Spielern wie Waleri Karpow, Rawil Gusmanow, Sergej Tertischni oder Sergej Gomoljako einige Superstars in ihren Reihen hatte. 
Das Finale stand dann von Beginn weg unter keinem guten Stern. Aufgrund der Vorgeschichte gingen beide Mannschaften übermotiviert ans Werk und es entwickelte sich ein gehässiges und hart umkämpftes Final. Der deutsche Schiedsrichter Peter Slapke verhängte insgesamt 147 Strafminuten, 71 davon im ersten Drittel, insgesamt 83 gegen die Haie und 52 gegen Metallurg. Im ersten Drittel schickte Slapke die Spieler bereits nach 18 Minuten in die Pause, da sich ihre Gemüter nach einer Massenschlägerei zwischen den beiden Spielerbänken nicht beruhigen liessen. Sogar Turnierleiter Fredi Pargätzi begab sich in die Kabinen der beiden Teams, um die Mannschaften zu bitten, zur Vernunft zu kommen. Das Spiel ging schliesslich mit 6:2 deutlich an die Kölner Haie. 
Lance Nethery bezeichnet diesen Triumph auch heute noch als einen seiner Karrierehöhepunkte; «Dieser Sieg war für viele eine Überraschung. Zugegeben – auch für uns. Wir hatten eine sehr gute Mannschaft, spielten gegen gute Teams und das Glück stand auf unserer Seite.» Nethery betont auch die Wirkung in Deutschland, die dieser Sieg einer DEL-Mannschaft mit sich brachte, «denn bis dahin war der Spengler Cup in Deutschland nicht sehr bekannt. Plötzlich hatten die Eishockeyfans und die Medien ein viel grösseres Interesse am Turnier». Deshalb begrüsst es der ehemalige Erfolgscoach auch, dass mit den Straubing Tigers endlich wieder einmal ein deutsches Team im Teilnehmerfeld steht. «Das finde ich sowohl für das Turnier wie auch für Deutschland gut. Es werden bestimmt wieder viele deutsche Fans nach Davos reisen. Die Straubing Tigers verfügen über ein gutes Team und werden, mit einigen Verstärkungen versehen, am Spengler Cup gutes Eishockey zeigen.»

Ein ausführliches Interview mit Lance Nethery finden Sie im achten Spengler Cup-Jahrbuch, dass ab Anfangs Dezember verfügbar ist. Darin schauen wir auch ausführlich auf die 1990er-Jahre zurück, dem Jahrzehnt, dass sportlich vom Team Canada beherrscht wurde und sich das Spengler Cup-Umfeld stark veränderte.

Tickets für den 96. Spengler Cup sind im Online-Vorverkauf erhältlich. Es werden laufend weitere Tickets für alle Partien in den Verkauf kommen.

Quelle: Spengler Cup-Onlineredaktion    Foto: Archiv HCD