Der 92.Spengler Cup verspricht spektakuläres Eishockey
22.12.2018, 09:38
Nicht Titelverteidiger Team Canada, sondern die russische Spitzenequipe Metallurg Magnitogorsk steigt am 26. Dezember in Davos als Favorit in den 92. Spengler Cup. Ebenfalls ein Wort um die Siegertrophäe will Tschechiens Meisterschaftsleader Trinec mitreden. Nur Aussenseiterchancen werden den Ice Tigers Nürnberg sowie KalPa aus dem finnischen Kuopio und dem Gastgeber HC Davos eingeräumt.
Drei Mal in Folge gewann das Team Canada zuletzt den Spengler Cup. Mit dem 15. Turniersieg hievten sich die Überseer auf die selbe Höhe wie der HC Davos. Die Kanadier werden natürlich alles daran setzen, um alleiniger Rekordgewinner zu werden. Mit Captain Maxim Noreau (Zürich), Zach Boycuck, Andrew Ebbett (beide Bern), Matt D‘Agostini (Ambri) und Maxim Lapierre sind fünf Spieler aus dem letztjährigen Siegerteam erneut dabei. Aus der Heimat kommt unter anderen Verteidiger Kevin Bieksa. Er hat stolzte 896 NHL-Spiele auf seinem Buckel. Als Torhüter sind Jared Coreau (San Diego/AHL) und Zach Fucale (Fort Wayne/ECHL) gemeldet.
Metallurgs Erfolgsverständnis
Erstmals seit seinem Turniersieg 2005 spielt Metallurg Magnitogorsk wieder am Spengler Cup. Die Russen aus der Stahlstadt im Südural an der Grenze zwischen Europa und Asien machen aus ihren Ambitionen kein Geheimnis. „Unser Klubpräsident erwartet den Sieg, wo auch immer wir antreten“, sagte der stellvertretende CEO Anton Chaika letzte Woche an der Spengler-Cup-Medienkonferenz. „Wir haben eine gute Defensive, und wir können in der Offensive explodieren“, nannte Chaika die Trümpfe. Bei Metallurg Magnitogorsk, den Champion in der Kontinental Hockey League (KHL) von 2014 und 2016, besitzt das Davoser Traditionsturnier einen sehr hohen Stellenwert. „Der Spengler Cup ist nicht nur interessant; er lebt in den Herzen der russischen Eishockeyfans“, meinte Chaika. Rund 20‘000 Millionen Zuschauer würden die Partien aus Davos im Fernsehen mitverfolgen.
Metallurg Magnitogorsk bringt aus der Stahlstadt tonnenweise (Eishockey-)Qualität nach Davos. Torhüter Wassili Koschechkin und Captain Sergei Mozjakin wurden im Februar mit Russland Olympiasieger, Wojtek Walski gewann mit Kanada Olympia-Bronze. In Metallurgs prominentem Kader befinden sich sieben Spieler mit NHL-Erfahrung. Der zweifache Weltmeister Nikolai Kuljomin kehrte auf die laufende Saison hin nach zehn Jahren in der NHL (694 Spiele) zu seinem Stammklub zurück. Mit Denis und Juri Platonow werden erstmals in der Spengler-Cup-Geschichte ein Vater und sein Sohn gleichzeitig für eine Mannschaft spielen.
Tschechiens Leader mit Ambitionen
Der 92. Spengler Cup wird am 26. Dezember um 15 Uhr gleich mit einem Schlagerspiel lanciert. In der Eröffnungspartie trifft Metallurg Magnitogorsk auf Ocelari Trinec, das ebenfalls seine Ambitionen auf den Turniersieg angemeldet hat. Die Tschechen führen die Tabelle in ihrer Landesmeisterschaft an. Letzte Saison stand Trinec im tschechischen Playoff-Final, und in der Champions League wurde es im Halbfinal erst im Penaltyschiessen vom nachmaligen Sieger Jyväskylä aus Finnland ausgebootet. Trainer bei Trinec ist Vaclav Varada; er gewann 2006 den Spengler Cup mit Davos. Gleich zehn seiner Akteure standen für verschiedene Nationen bereits an Weltmeisterschaften im Einsatz. Die bekanntesten Spieler sind Torhüter Simon Hrubec, die Verteidiger Lukas Krajicek und Tomas Kundratek sowie Stürmer Martin Ruzicka. „Wir spielen ein schnelles, modernes Eishockey und arbeiten in jedem Einsatz hart“, charakterisiert der lettische Stürmer Roberts Bukarts sein Team.
KalPas Chefs heissen Kapanen und Timonen
Neben Ocelari Trinec treten mit KalPa Kuopio und den Thomas Sabo Ice Tigers Nürnberg am 92. Spengler Cup zwei weitere Turnierneulinge an. KalPa steht für Kalevon Pollo. Die Finnen aus Kuopio setzen auf die Jugend. Sie definieren sich als Ausbildungsklub und gefallen mit ihrem Power-Eishockey. Im Frühling 2017 schafften sie es bis in den Playoff-Final. Star der Mannschaft ist Trainer Sami Kapanen, eine ehemalige NHL-Legende. Gemeinsam mit Kimmo Timonen, ebenfalls ein früherer NHL-Star, ist er auch Klubbesitzer.
Nürnberg mit zwei Olympia-Silberhelden
Die Thomas Sao Ice Tigers aus Nürnberg scheiterten letzte Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) im Halbfinal. Wegen zahlreicher verletzter Spieler, von denen die meisten in den letzten Tagen ins Team zurückkehrten, wurden sie in dieser Saison den eigenen Ansprüchen noch nicht gerecht. Den Spengler Cup betrachten sie als ideale Gelegenheit, um Fahrt aufzunehmen. „Wir fahren nicht für Urlaub nach Davos, sondern wollen Spiele gewinnen“, sagt Captain Patrick Reimer. Er weiss, dass das in den Gruppenspielen gegen das Team Canada und den HCD nicht leicht wird, hat aber keine Bange: „Das sind die Mannschaften, gegen die man am Spengler Cup spielen will. Da weiss man, da ist was los“, meint Reimer. Der 35-Jährige spielte im Februar genau so im deutschen Olympia-Silberteam wie sein Nürnberger Klubkollege Leo Pföderl.
HCD mit Klasen, Sanguinetti und Simion
Wie für die Nürnberg Ice Tigers verläuft die Landesmeisterschaft auch für den HCD harzig. Am Heimturnier erhalten die Davoser die Möglichkeit, unbeschwert von Punkte- und Erfolgsdruck auftreten zu können. Das dürfte der Mannschaft in der ausverkauften Vaillant Arena unter ihrem neuen Trainer Harijs Witolinsch Flügel verleihen. Als Verstärkungsspieler stehen Linus Klasen, Booby Sanguinetti und Dario Simion fest. Der schwedische Goalgetter Klasen kennt den Spengler Cup von seinen Auftritten mit Lugano. Er gehört zu den offensiven Schillerfaltern im Schweizer Eishockey und findet am Traditionsturnier in Davos eine ideale Plattform, um seine Qualitäten optimal auszuspielen. Sanguinetti spielte letzte Saison ebenfalls in Lugano und mit den USA an den Olympischen Spielen. Zurzeit ist der 30-Jährige vertragslos. Am Spengler Cup bietet sich dem Offensiv-Verteidiger mit starken Auftritten eine perfekte Chance zur Werbung in eigener Sache. Dario Simion, der von 2014 bis 2018 für Davos spielte und im Frühling zum EV Zug wechselte, gibt beim HCD ein auf den Spengler Cup befristetes Comeback.