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Deutscher Aussenseiter mit viel Potenzial

20.9.2024, 12:00

Deutscher Aussenseiter mit viel Potenzial

Für die Straubing Tigers ist die Spengler Cup-Teilnahme eine Premiere. Der Traditionsklub aus Niederbayern hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte erzielt – und spielt in einem der wundervollsten Stadien Europas.

Im Jahr 1941 stellte der erst 14 Jahre alte Max Pielmaier mit zwei Freunden die erste «offizielle» Eishockey-Mannschaft Straubings zusammen. Dem zweiten Weltkrieg und der Nazi-Herrschaft geschuldet fand das erste Pflichtspiel erst acht Jahre später statt. Der Sport blieb im Kleinstadt-Idyll mit heute knapp 50'000 Einwohnern lange eine zarte Pflanze, ehe 2006 der Aufstieg in die DEL gelang. Zu den Helden der Promotion gehörte der kanadische Stürmer Billy Trew, der 1999 mit den Tigers noch die Drittklassigkeit erlebt hatte. Trew blieb zwölf Jahre in Straubing und führte das Team in der DEL teilweise als Captain an. 
Es sind Granden wie er, die einen grossen Anteil an der rasanten Entwicklung dieses Klubs hatten, der es aus der Anonymität des Amateurhockeys bis in die erweiterte Spitze des deutschen Eishockeys geschafft hat. Und aus seiner Heimstätte, das Kleinod Stadion am Pulverturm, in eine kaum einzunehmende Trutzburg verwandelte. Es ist eines der charmantesten Stadien Europas – auch die Schweizer Nationalmannschaft war schon dort zu Gast. 
Die Tigers haben in ihrer Geschichte noch keinen Titel gewonnen – wir können davon ausgehen, dass sich die Anhängerschaften von Gottéron und Straubing im Festzelt und der Ex-Bar während den langen Spengler Cup-Nächten bierselig gegenseitig die Ungerechtigkeiten des Lebens klagen. Wie Gottéron kann der Klub trotzdem auf eine treue Fan-Basis zählen, für welche die Pilgerreise nach Davos fraglos ein Highlight darstellt.


Straubing verdiente sich die Einladung nicht zuletzt mit beeindruckender Konstanz: In den letzten fünf Jahren schafften die Tigers es in der Qualifikation trotz vergleichsweise schmalem Budget stets in die Top-4. Sie vertreten Deutschland in diesem Winter zum zweiten Mal in der Champions Hockey League. Und haben die Ehre, als erste deutsche Mannschaft seit den Nürnberg Ice Tigers 2018 am Spengler Cup teilzunehmen. Der letzte Triumph einer DEL-Equipe liegt exakt 25 Jahre zurück: 1999 siegten die Kölner Haie unter dem ehemaligen HCD-Torschützenkönig Lance Nethery im Final gegen Metallurg Magnitogorsk 6:2. Bruno Zarrillo, die Legende des SC Bern, steuerte zwei Treffer bei.


Die Tigers mögen sich in Davos nicht in der Favoritenrolle befinden, aber mit ihnen ist sehr wohl zu rechnen. Unter dem amerikanischen Coach Tom Pokel – bereits seit 2017 – im Amt spielt das Team attraktives Tempohockey; 2023/24 stellte Straubing mit 167 Treffern den zweitbesten Angriff der Liga. Der prominenteste Spieler im Kader allerdings ist ein Verteidiger: Der 37-jährige Amerikaner Justin Braun, der 961 NHL-Spiele bestritt, ehe er 2023 nach Deutschland wechselte. Er ist dafür verantwortlich, dass die Equipe die Balance wahren kann. Und dass der neue Goalie Zane McIntyre – noch ein NHL-erprobter Akteur – etwas entlastet wird. Vielleicht ist es dieser Mix aus kreativem Offensivfeuerwerk und solidem defensiven Handwerk, der Straubing in Davos in die Fussstapfen der bisherigen deutschen Spengler Cup-Champions Köln, Füssen (1952 und 1964) sowie dem BSC Berlin (1924, 1926 und 1928) treten lässt. 

Die Straubing Tigers werden vom Spengler Cup Gold Partner CALANDA präsentiert.

Text: SLAPSHOT, Das Hockey-Magazin der Schweiz
Foto: IMAGO/osnapix/Duckwitz

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