Die Zeit ist reif für einen tschechischen Champion
11.10.2024, 13:00
Der Vorjahresfinalist HC Dynamo Pardubice ist zurück in Davos. Und greift nach einer sommerlichen Transfer-Offensive nach dem Titel. Hilft die Magie von Roman Cervenka, um den ersten Spengler Cup-Triumph eines tschechischen Teams seit Dukla Jihlava 1982 zu bewerkstelligen?
Bei drei Austragungen in Folge hat es ein tschechisches Team am Spengler Cup zuletzt in den Final geschafft: 2019 stoppte das Team Canada den aktuellen Meister Ocelari Trinec. 2022 musste sich Sparta Prag dem HC Ambri-Piotta beugen. Und 2023 unterlag der HC Dynamo Pardubice dem Gastgeber Davos. Für den ganz grossen Wurf mag es noch nicht gereicht haben, aber die Resultate zeigen, wie hoch die Qualität in der Extraliga, der höchsten Klasse des Weltmeisters, inzwischen ist.
Und bei Pardubice, dem Rückkehrer nach Davos, dürfte es sich auf dem Papier um den stärksten Vertreter handeln. Denn auf die Enttäuschung des trotz einer 3:2-Führung noch verlorenen Finalserie (Trinec siegte in Spiel 7 auswärts in der zweiten Verlängerung) reagierte der Klub mit einer sommerlichen Transferoffensive. Aus Rapperswil wurde Roman Cervenka aus einem laufenden Vertrag heraus losgeeist. Der Captain des Weltmeisterteams wird am Spengler Cup bereits 39 sein, aber er hat nichts von seiner magistralen Übersicht eingebüsst. Ein grosser Fang war auch die Verpflichtung von Jiri Smejkal, der 2023/24 für die Ottawa Senators gespielt hatte. Smejkal, mehr als 100 Kilo schwer und einer der besten Power-Forwards Europas, unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Und mit dem Verteidiger Andrej Sustr (408 NHL-Spiele, zuletzt bei den Kölner Haien engagiert) wurde ein dritter prominenter Akteur verpflichtet.
Mit dem Torhüter Roman Will, den Verteidigern Libor Hajek und David Musil, sowie den Angreifern Martin Kaut, Lukas Radil und dem Captain Lukas Sedlak ist zudem ein Sextett an bereits im letzten Winter unter Vertrag stehenden Profis NHL-erprobt.
Das hochkarätige Kader unterstreicht die Ambitionen des Klubs eindrücklich; sie sollen sicherstellen, dass die aktuelle Durststrecke bald beendet wird. Seit der Umbenennung in Dynamo Pardubice von 2015 hat der Klub keinen Titel mehr gewonnen, der letzte Triumph datiert von 2012. Die Qualifikationssiege der letzten beiden Jahre sind da ein schwacher Trost. In dieser Spielzeit strebt der Verein das Triple an: Tschechischer Meister, Sieger der Champions Hockey League und des Spengler Cup.
Die Vorwärtsstrategie wird von Petr Dedek möglich gemacht, dem Besitzer des Klubs. «Forbes» setzte den Immobilienunternehmer 2022 in der Liste der reichsten Tschechen auf Platz 38. Gerade ist er daran, in Pardubice eine Multifunktionsarena nach NHL-Vorbild zu errichten, sie soll knapp 150 Millionen Franken kosten und 2027 eröffnet werden. Schon jetzt zieht das Team bei Heimspielen regelmässig mehr als 10'000 Zuschauer an. Dedek ist in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden. Am 31. Dezember bietet sich diesem Kollektiv die letzte Gelegenheit, dem spendablen Mäzen ein Jubiläumsgeschenk zu widmen. Nach drei Finalniederlagen tschechischer Teams in Serie scheint die Zeit reif für den ersten Turniersieger dieser Nation seit Dukla Jihlava 1982. Jihlava gewann den Spengler Cup fünf Mal und war lange nationaler Rekordmeister. Doch heute darbt der einst so stolze, gar stilbildende Koloss in den Niederungen der zweiten Liga. Es ist an Teams wie Pardubice, die tschechische Fahne auf dem internationalen Parkett hochzuhalten.
Text: SLAPSHOT, Das Hockey-Magazin der Schweiz Foto: IMAGO/David Tanecek
Dynamo Pardubice wird vom Spengler Cup Gold Partner ŠKODA präsentiert.
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