Eine Premiere im Schaufenster
19.11.2019, 10:04
Der Österreicher Dominic Zwerger, 23, hat eine Saison lang in der Juniorenabteilung des HC Davos gespielt, ehe er für vier Jahre ins nordamerikanische Junioren-Hockey weiterzog. Nun kehrt er mit Ambrì-Piotta zurück, um zum ersten Mal einen Spengler Cup zu spielen.
Es ist erst ein paar Wochen her, da wurde im Kanton St. Gallen wieder einmal ganz offiziell darüber diskutiert, ob sich das angrenzende österreichische Bundesland Vorarlberg als 27. Kanton der Eidgenossenschaft anschliessen könnte. Ein Politiker hatte die Kantonalregierung dazu aufgerufen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen, da sich die Vorarlberger zuvor in mehreren nicht-repräsentativen Umfragen dafür ausgesprochen hatten. Obschon ein solches Sezessions-Szenario gegenwärtig völlig unrealistisch ist, so ist es doch ein Ausdruck dafür, wie stark sich die Vorarlberger mit der Schweiz verbunden fühlen. Eine Verbundenheit, die sich auch im Eishockey äussert.
«Silvester-Tag war bei uns zuhause gleichbedeutend mit Spengler Cup-Final. Und zwar immer.» Tatsächlich geniesst für den heutigen Ambrì-Stürmer Dominic Zwerger und seine österreichischen Eishockey-Kollegen aus Dornbirn, Feldkirch, Lustenau & Co. das Schweizer Hockey seit jeher einen mindestens so grossen Stellenwert wie das heimische. Als Kinder nehmen sie an der Schweizer Meisterschaft teil, im TV geniessen sie die Berichterstattung des SRF, wenn sie ambitioniert sind, wechseln sie meist in die Nachwuchsorganisation eines Schweizer Clubs und streben dort Karrieren an. So wie Dominic Zwerger. Der derzeit erfolgreichste unter ihnen.
Zwerger kommt 2012 auf diesem Weg vom SC Rheintal zum HC Davos, er spielt dort bei den Novizen und den Elite Junioren, es ist die NHL-Lockout-Saison mit dem wohl besten Spengler Cup-Lineup der Geschichte. «Ich sass auf der Tribüne und habe mir diese Spiele angeschaut. Die Stimmung, die Atmosphäre, das Hockey – es war faszinierend. Ich träumte davon, da mitzuspielen.» Im Sommer zieht er in den Westen der USA, das Ziel ist, sich im nordamerikanischen Juniorenhockey für die NHL auf-zudrängen. Damit wird es vorderhand nichts, nach vier Jahren kehrt er zurück in die Schweiz, zu Ambrì, ohne freilich den Traum zu begraben.
Bei den Leventinern ist Zwerger auf Anhieb ein Team- und Offensiv-Leader, für seine erste Spielzeit wird er gar zum besten Youngster der Liga gewählt. Ein Jahr später reicht es dem Underdog Ambrì gar für die Playoffs. So entsteht zwischen dem Club und ihm eine enge Beziehung. Obwohl der Nationalspieler von Spitzenteams gejagt wird, verlängert er im Januar seinen Vertrag um drei Jahre. Er sagt: «In Ambrì stimmt für mich einfach alles: Der Trainer, die Philosophie, das Umfeld, die Mitspieler, die Rolle.» In der aktuellen Saison folgen mit der Champions Hockey League und nun mit dem Spengler Cup zwei weitere Highlights.
«Der Spengler Cup ist das wohl bekannteste Clubturnier der Welt, das wird eine ganz, ganz grosse Sache», freut sich Zwerger über seine anstehende Premiere, die noch durch den Umstand aufgewertet wird, dass er sie mit «seinem Team» erleben dürfe. Man dürfe richtiges «Ambrì-Hockey» erwarten, versichert er, und dass man damit international konkurrenzfähig sei, habe man in der Gruppenphase der Champions Hockey League ja bewiesen.
Letztlich hat diese Spengler Cup-Teilnahme aber noch eine andere, persönliche Komponente: Dominic Zwerger will schliesslich immer noch in die NHL. Dorthin, wo sein letztjähriger Sturmpartner und Freund Dominik Kubalik unterdessen mit den Chicago Blackhawks spielt. Die beiden stehen immer noch in Kontakt. «Er ist eine Inspiration», sagt Zwerger, wohlwissend, dass der Spengler Cup auch in Nordamerika gezeigt wird. Ein bisschen Werbung in eigener Sache, das gibt er gern zu, möchte er in der Altjahreswoche gerne machen.
Text: SLAPSHOT/Matthias Müller Foto: pkphotography/Pius Koller