Vom Sackgeld-Verdiener zum Spitzen-Linienrichter
11.12.2023, 17:39
Der Ostschweizer Dario Fuchs ist erst 33 Jahre alt, aber bereits seit sechs Jahren als Linesman in der National League tätig – und nimmt in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal am Spengler Cup teil.
In seinen jungen Jahren war Dario Fuchs einer wie die Leuenberger-Brüder, Mathias Seger, Kevin Fiala, Thierry Bader und viele mehr und hetzte in Uzwil dem Puck nach. Der Traum von der grossen Karriere bestand wohl irgendwo, doch mit rund 20 Jahren hörte Fuchs als Spieler auf. Im Gegensatz zu seinen Aktivitäten als Schiedsrichter, die er schon früher begonnen hatte, war das Spielen nicht mit der Rekrutenschule kombinierbar. Rückblickend sagt er: «Das Schiedsrichterwesen hat mich irgendwie fasziniert, zudem ging es darum, das Sackgeld aufzubessern. Ich habe damit angefangen, Bambini- und Piccoloturniere zu pfeifen, es hat mir gefallen, machte Spass, ging vorwärts und so entschied ich irgendwann, voll auf die Karte Schiedsrichter zu setzen.»
Es war ein guter Entscheid. Nur sechs, sieben Jahre später war er als Linesman bereits in der National League tätig. Er habe auch Glück gehabt, oft am richtigen Ort zu sein und die richtigen Leute kennenzulernen, die an ihn glaubten, sagt er. So durfte er relativ schnell die unteren Ligen durchlaufen und wurde rasch ins Drei-Mann-System eingeführt. Sein erster Einsatz in der National League? «Es war in Lausanne und ich durfte mit Danny Kurmann und Stefan Eichmann ein Spiel der Runde 50 leiten, in dem es eigentlich um nichts mehr ging. Ich war dennoch enorm nervös, mit diesen zwei Koryphäen auf dem Eis stehen zu können und dachte nur: Das darfst du jetzt nicht verkacken. Sie nahmen mich aber sehr gut auf, alles verlief problemlos und machte grossen Spass. Es war eine riesige Erfahrung.»
Und es war der Beginn einer Karriere auf hohem Niveau. Der 33-Jährige, der in seiner Haupttätigkeit in einem 80-Prozent-Pensum als technischer Mathematiker bei einer grösseren Versicherung arbeitet, gehört zu den vielversprechendsten Linienrichtern in unserem Eishockey. Sein Rezept? «Am wichtigsten ist, immer sich selbst zu sein, nichts zu spielen. Das kommt sonst unauthentisch rüber, was die Spieler auch merken», erklärt er. Und: «Man sollte schauen, dass man einen guten, freundschaftlichen Draht zu den Spielern findet, gut mit ihnen kommuniziert. Und man muss immer Vollgas geben und versuchen, auch neben dem Eis Zeit in diese Aufgabe investieren zu können, beispielsweise mit Videostudium und Off-Ice Training. Entscheidend ist auch, dass man gute Leute um sich herumhat. Meine Frau und meine Familie haben mich in diesem Bereich von Anfang an begleitet und immer unterstützt.»
Seine Frau wird ihn auch nach Davos begleiten. Für Fuchs ist es nach 2018 sein zweites Aufgebot für den Traditionsanlass und die Vorfreude ist riesig, wie er sagt: «Es liegt eine gewisse Magie in der Luft. Davos als Austragungsort mit der schönen Eishalle ist speziell, dazu kommen die verschneiten Berge und andere Mannschaften als im Meisterschaftsalltag. Und die Leute sind sehr gut drauf, es herrscht eine andere Stimmung als an ‹normalen› Spielen, es ist ein allgemeines Miteinander, das Spass macht. Zudem dürfen wir Referees unsere Familien mitnehmen und lernen uns so nochmals etwas anders kennen. Es ist richtig entspannt und in dieser Atmosphäre ein Spiel pfeifen zu können, ist speziell. Man will aber trotzdem seine beste Leistung abrufen, denn der Spengler Cup geniesst national und international grosse Aufmerksamkeit und da will man sich im besten Licht zeigen.
Der Spengler Cup ist ein Highlight für alle Teilnehmer. Auch für Dario Fuchs, für den zudem die Playoff-Finalserie 2022 zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions ein Höhepunkt war, als er in den meisten Spielen zum Einsatz kam. Auf der internationalen Bühne besteht aber Nachholbedarf, da hatte er bislang weniger Glück: «Einmal war ich an die U20-WM nach Kanada gereist, die musste aber während des laufenden Turniers wegen Corona abgesagt werden. Letzte Saison war ich erneut für dieses Turnier aufgeboten worden, doch musste ich verzichten, weil mir eine Woche vor dem Turnier die Kniescheibe rausgesprungen war. Doch nun gebe ich weiter Vollgas, damit ich es an ein grosses Turnier schaffe. Eine WM oder Olympische Spiele wären wie ein Lottosechser für mich.»
Das Aufgebot für den Spengler Cup 2023:
Head-Schiedsrichter:
• Stricker Daniel (SUI)
• Tscherrig Michael (SUI)
• Hürlimann Stefan (SUI)
• Lemelin Mark (USA/SUI)
• Fonselius Stefan (FIN)
• Hribik Jan (CZE)
Linesmen:
• Cattaneo Eric (SUI)
• Fuchs Dario (SUI)
• Steenstra Zach (SUI)
• Stalder Michael (SUI)
• Hautamäki Onni (FIN)
• Lederer Vit (CZE)
Quelle: SLAPSHOT – Das Hockey-Magazin der Schweiz Foto: Keystone